Arditti Quartet / Alexander Moosbrugger

LICHT, STEG
Intonationsmusik für Streichquartett
Uraufführung
Eine Auftragskompositionskomposition der allmeinde commongrounds

ARDITTI QUARTET
Irvine Arditti – Violine
Graeme Jennings – Violine
Ralf Ehlers – Viola
Rohan de Saram – Violoncello

Eine Intonation – oft improvisiert – gibt Tonart und Affekt für nachfolgende Gesänge / Inhalte vor, ist bedingt motivgebunden und aktualisiert (aus freien Stücken) eine Systematik. Im Sinne etwa eines Intonationssystems. „Licht, Steg“ überspannt diese Praxis mehrfach, bspw. indem die Funktion der Vorbereitung gelöscht, d. i. auf das volle Maß des Stücks gedehnt wird. Mehrere Intervalle und Spielfiguren resultieren aus einer vertrauten, universalen Technik. Ein Finger teilt die Saite – Finger / Steg, Finger / Hals. Das betrifft nicht allein die Tonhöhe, der Klang unterscheidet sich oberhalb des Grifffingers grundlegend, es fehlt die Anbindung an die Resonanz des Instruments. Zudem hinterlässt der Raum, den der Grifffinger besetzt hält, einen Rest. Dieses (pythagoreische) Komma, diese kulturelle Differenz zeichnet ein Dilemma gegen, denn ein zweiter Spieler muss eintreten, um den Anspruch der doppelten Präsenz zu realisieren. Aufschub versus 12. Mathematisierung versus Begriff. Die Kontingenz des Hörens versus Autorität. Stimmungen operieren meist mit Differenzen, die sie verstecken oder verschärfen (Tonalität als Zentrismus und Orientierungshilfe). Das Stück von Alexander Moosbrugger basiert auf dem Komma des Nicht-Identischen, steht also vor dem Komma der Semantik und ist ihm zugleich nachgeordnet, das Quartett wäre somit eine Strategie der Verdopplung. 2 plus 2, 2 mal 2, 2 hoch 2 et cetera. Die Wiederholung macht dies deutlich. Das Gleiche (in Bezug auf Takt 132 bis 182) wird (zu Anfang) durch kontrapunktische Klang- und Spieltechniken geschickt. Die Werkmeister einer Traumarbeit; Verdichtung, Verschiebung, Engf?hrung, Transposition, Spiegelung, Verkehrung, Verfremdung, Betonung, Verwechslung.
„Intonationsmusik“, weiter, hat mit Aspekten der Er?ffnung zu tun, mit der Schwierigkeit des Anfangs. Initiation / Voraussetzung. Wie wird ein Verhältnis in Klang gesetzt? Eine unbeantwortete Frage. Vielleicht sind Nuancen die Desiderata dieses Hörens. Hingegen – als Eröffnung entwirft das Hören einen Bezugsrahmen, in dem sich anderes zuträgt, der andere, neue Affekte provoziert.

Licht / mehr Licht / das Licht (für dieses Bild) stimmt nicht / licht
Steht im Zusammenhang mit früheren Kompositionen Alexander Moosbruggers
(Tunnel, Hang); eine Aufklärungs- und Kulturmetapher.
Steg / Überbrückung, Klang- und Partialtonschmiede für den Instrumentenkorpus.
Kategorie Resonanz. Schwingungsverhältnisse werden weitergegeben, Steg als Marke und Endpunkt der Saiten im Verhältnis Realität / Übertragung.